Obersteirische Rundschau, 17. / 19. Mai 2023, Ausgabe Bruck an der Mur

Seite 30 17./19. Mai 2023 DAS KANN HOLZ www.rundschau-medien.at Steiermark. Doppel-Interview mit Geschäftsführer Christian Hammer und Obmann Paul Lang von proHolz Steiermark. Obersteirische Rundschau: Herr Hammer, Sie sind seit einigen Monaten Geschäftsführer von proHolz Steiermark. Welcher Aspekt der Einarbeitungsphase war für Sie der spannendste? Christian Hammer: Ich war sehr beeindruckt, wie breit und vielfältig die Holzwertschöpfungskette aufgestellt ist. Alle in der Wertschöpfungskette arbeiten gemeinsam in eine Richtung: den Wald an die klimatischen Bedingungen anzupassen, Arbeitskräfte für Holz zu begeistern und mit Holz Parkettböden, Fenster oder Häuser zu bauen. Holz hat so wunderbare Eigenschaften wie kein anderer Baustoff. Und Holz ist regional. Es wächst vor der Haustüre, sichert unzählige Arbeitsplätze in den Regionen, in der Forst- und Holzwirtschaft inklusive aller nachgelagerten Branchen. Rundschau: Herr Lang, aus Sicht des Vorstands: Was wiederum ist das Spannendste am neuen Geschäftsführer? Paul Lang: Das Interessante an unserem neuen Geschäftsführer sind zwei Dinge: die Erfahrung, die er im Marketing mitbringt und die neutrale Sicht von außen, die uns gut tut. Rundschau: Rund 55.000 steirische Jobs hängen am Holz. Welches Potenzial sehen Sie für die Wertschöpfungskette in den kommenden zehn Jahren? Hammer: Ich finde, wir sind längst im Zeitalter des Holzes angekommen. Bereits jetzt wird jedes dritte Haus mit Holz gebaut, denn Holz ist Teil der Lösung, zumBeispiel imKampf gegen den Klimawandel: Holz bindet CO2, Treibhausgase bleiben im Holz gespeichert und es entlastet so unsere Atmosphäre. Jeder Holzbau wirkt aktiv dem Klimawandel entgegen. Potenzial sehe ich ebenso in der Regionalität. Das bedeutet auch, Arbeitsplätze vor Ort zu haben, kurze Wege und Wertschöpfung in der Region, vom Waldbesitzer über die Holzindustrie bis zu den Gewerbebetrieben wie Tischler und Zimmereien. Lang: Wir sind die beste Chance für die nächsten zehn Jahre, denn wir sind die einzige Branche, die ihren Rohstoff bewirtschaften kann, ohne dass er weniger wird. Überall wird ausgebeutet, aber Holz als Roh- und Wertstoff wächst immer wieder nach. Das ist die große Chance für die Zukunft des Klimas, aber natürlich auch für die wirtschaftliche Zukunft einer Branche. Rundschau: Zu den Aufgaben von proHolz zählen die Pflege des Branchennetzwerks, Öffentlichkeitsarbeit sowie Aus- und Weiterbildung. Welcher dieser Aspekte hat aktuell die größte Bedeutung? Hammer: Die Bewusstseinsbi ldung startet bereits in der Schule und prägt das ganze weitere Leben. Egal, ob wir eine Karriere in der Holzbranche starten, das Haus aus Holz bauen oder einfach nur im Wald spazieren gehen. In der Öffentlichkeitsarbeit werden die Vorzüge von Holz dann auch sichtbar gemacht: Tue Gutes und rede darüber. Mit Vorzeigebeispielen und Geschichten von Menschen aus der Branche verstärken wir die positive Einstellung zu Holz und können dadurch auch die Holzverwendung erhöhen. Ein Branchennetzwerk braucht viel Pflege und Kommunikation, damit Trends und wirtschaftliche Entwicklungen frühzeitig erkannt werden können. All diese Aspekte greifen wie Zahnräder ineinander, sie sind alle wichtig. Lang: Das sehe ich auch so, Bewusstseinsbildung ist der wohl wichtigste Grund für proHolz, verstärkt daran zu arbeiten, weil viele Menschen Holz als Bau-, Wert- und Werkstoff noch überhaupt nicht am Radar haben. Viele Kinder wachsen ohne einen Bezug zu Holz auf, und wenn sie lernen, damit umzugehen, wie es sich anfühlt, wie es riecht, was man daraus bauen kann, dann kann eine unglaubliche Beziehung und Liebe zu Holz entstehen. Rundschau: Die Branchen entlang der Wertschöpfungskette sind breit gefächert, vom Setzling bis zum fertigen Holzprodukt. Fehlt noch etwas imNetzwerk, gibt es Branchen, die Sie sich als zusätzliche proHolzPartner wünschen? Hammer: Holz hat eine lange Tradition und vereint altes Wissen und Handwerk. Die Branche ist gut etabliert, mit vielen Akteuren, die sich ums steirische Holz kümmern. Holz steht aber auch für modernes Design und zeitgemäße Architektur. Daher sind Architekten ganz entscheidend, um den traditionsreichen Rohstoff in eine moderne Sprache zu übersetzen. Wir von proHolz möchten auch in Zukunft ein starkes Bindeglied sein, speziell, wenn es um neue Technologien oder nachhaltige Anwendungen geht. Lang: Grundsätzlich decken wir ja schon alles bestens ab, von der Urproduktion bis zur höchsten Verarbeitungsstufe, aber was wir in Zukunft noch stärker in Betracht ziehen müssen, ist, dass wir uns im Forschungsbereich noch vermehrt zur Dämmstoffindustrie wenden sollten. Da hat noch viel Holz Platz. Und auch die Thematik des Recyclings, des Wiederverwertens von Holz, da muss auch noch ein Augenmerk darauf geworfen werden. Rundschau: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel, soll heißen, die jährliche Rohstoffmenge ist begrenzt. Nicht aber das Wissen. Taugt das steirische Holz-Know-How zum Exportschlager der Zukunft? Hammer: Ganz bestimmt! Holz ist enorm leistungsfähig und die neu entwickelten Holzwerkstoffe ermöglichen vielseitige und moderne Bauweisen. Gleichzeitig fügen sich Holzbauten bestmöglich in das Landschaftsbild ein und leisten einen beträchtlichen Beitrag in Sachen Klimaschutz, heimischer Wirtschaftskraft und Nachhaltigkeit. Die regionale Wertschöpfung ist uns im waldreichsten Bundesland sehr wichtig. Steirisches Know-How mit dem Gamechanger Brettsperrholz hat regional, national und auch international noch großes Potenzial, viele tolle Projekte belegen dies. Lang: Das steirische Know-How taugt nicht nur in Zukunft als Export-Schlager, es ist bereits Export-Schlager! Zahlreiche österreichische und auch internaZitiert „Die regionale Wertschöpfung ist uns im waldreichsten Bundesland sehr wichtig.“ Christian Hammer Zitiert „Wir sind die einzige Branche, die ihren Rohstoff bewirtschaften kann, ohne dass er weniger wird.“ Paul Lang „Wir sind längst im Zeitalter des Christian Hammer (li.) ist seit vergangenem Jahr Geschäftsführer von proHolz Steiermark, Paul Lang (re.) steht der Plattform als Obmann vor. Foto: Thomas Luef

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